Verlagsluft schnuppern: aus dem Alltag zweier Praktikantinnen
Bei der Verlagsarbeit holen wir uns gerne Unterstützung von jungen Menschen, die unseren Arbeitsalltag näher kennenlernen möchten. Diesen Sommer sind Antonia Speth und Lena Danielmeyer mit dabei. In diesem Beitrag erzählen sie, wie sie zur Verlagsbranche gefunden haben, wie ihnen das Praktikum bei Seemann Henschel gefällt und was sie aus ihrer Zeit bei uns gelernt haben.
Lena Danielmeyer und Antonia Speth
Was ist dein persönlicher Weg zu diesem Praktikum?
Lena: Wenn ich als Kind gefragt wurde, was ich einmal werden möchte, habe ich jahrelang gesagt: Autorin! Auch nachdem dieser Wunsch sich verflüchtigte, sind Bücher ein wichtiger Teil meines Lebens geblieben. Das war auch ein Hauptgrund dafür, dass ich Germanistik und Anglistik studiert habe. Leider war mein Bachelor größtenteils von der Pandemie geprägt, weshalb ich zunächst kein Praktikum in einem Buchverlag machen konnte. Jetzt, wo ich meinen Master in Leipzig mache, hole ich das endlich nach!
Antonia: Ich habe vor zwei Jahren durch Zufall eine Anzeige für ein Praktikum im Lektorat gesehen. Die Aufgaben haben mich direkt angesprochen und seither ist mir die Idee im Kopf herumgegeistert, ein Praktikum in einem Buchverlag zu machen. Außerdem stehe ich kurz vor meinem Masterabschluss und bevor das Studium zu Ende ist, wollte ich noch mehr Berufspraxis sammeln. Es ist für mich wichtig zu wissen, welche Berufsfelder nach Ende des Studiums für mich in Frage kommen und mir liegen.
Wie viel Berührungspunkte hattest du vor deinem Praktikum mit dem Verlagswesen?
Lena: Im Frühjahr habe ich ein Praktikum bei einem Hörbuchverlag gemacht, und das war mein allererster Kontakt mit dem Verlagswesen. Dort habe ich gemerkt, dass mir die Arbeit im Hörbuchlektorat viel Spaß macht. Eine genaue Vorstellung von den Abläufen im Buchverlag hatte ich aber nicht. Jetzt freue ich mich umso mehr, Einblicke in die Buchbranche sammeln zu können.
Antonia: Ich hatte davor keinerlei Berührungspunkte. Ich studiere Kulturwirtschaft und beschäftige mich dort mit Interkultureller Kommunikation, Sprachen und BWL. Das Verlagswesen ist eine neue Branche, die ich durch das Praktikum kennenlerne.
Was gefällt dir besonders an der E. A. Seemann Henschel Verlagsgruppe?
Lena: Ein riesiger Vorteil ist, dass der Verlag so klein ist. Denn so kann man als Praktikantin wirklich alle Abteilungen kennenlernen und verstehen, wie die Zusammenarbeit zwischen den Mitarbeiterinnen funktioniert und welche Aufgaben sie haben. Außerdem bekommt man so auch selbst abwechslungsreiche Aufgaben übergeben. Darüber hinaus gefällt mir der Themenschwerpunkt bei E. A. Seemann – während ich zwar mit der Kunstwelt eher wenig verbunden bin, finde ich nämlich die Kindersachbücher total spannend!
Antonia: Im Gegensatz zu Lena bin ich beim Imprint Henschel. Dort liegt der Fokus auf Sachbüchern zu Musik, Theater, Tanz und Schauspiel. Das sind alles Themen, die mich auch privat interessieren und wo ich auch einiges weiß. Insbesondere Tanz! Ich schaue mir am liebsten modernes Ballett an. Die inhaltliche Ausrichtung der Verlagsgruppe gefällt mir einfach sehr gut.
Was ist deine Lieblingsaufgabe im Praktikum?
Lena: Das ist gar nicht so einfach zu entscheiden, weil meine Aufgaben sehr vielfältig sind und sich stark nach dem richten, was im Lektorat bei E. A. Seemann gerade aktuell ist. Diese Vielfalt gefällt mir persönlich sehr gut, denn ich kann immer wieder Neues lernen und ausprobieren. Wenn ich mich aber entscheiden müsste, würde ich sagen, dass mir die kreative Arbeit mit den Memory-Spielen am meisten Spaß macht: Ideen für Memos zu sammeln und sie konzeptionell umzusetzen.
Antonia: Mir geht es ähnlich. Überraschenderweise macht mir Instagram Spaß, obwohl ich bis vor kurzem noch nicht mal selbst Instagram privat genutzt habe. Es ist kreativ und abwechslungsreich: fotografieren, Texte schreiben, Bildbearbeitungsprogramme nutzen, Storys und Beiträge hochladen etc. Und natürlich die grundsätzliche Planung der Inhalte: Welche Anlässe gibt es (Tanzfestivals), welche Bücher zeigen wir, welche Trends gibt es (Barbenheimer) und so weiter und so fort. Die Beurteilung von Manuskripten mag ich auch genauso wie die kleinteilige Arbeit bei Umbruchkorrekturen.
Welche Eigenschaften sollte man als Praktikantin mitbringen?
Lena: Natürlich ist Vorwissen über die Buchbranche, Kunst und/oder Literatur sehr nützlich. Viel wichtiger finde ich aber echtes Interesse an der Arbeit im Lektorat; das heißt Neugier, Sprachgefühl und der Wille, sich intensiv und differenziert mit einem Thema zu beschäftigen. Als Praktikantin geht es im Grunde darum, ganz offen an neue Aufgaben heranzugehen. Und letzten Endes dreht sich in diesem Praktikum fast alles um das geschriebene Wort – darum fühlen sich Sprach- und Buchliebhaber:innen hier besonders wohl!
Antonia: Das geschriebene Wort als Mittelpunkt – das ist eine schöne Aussage. Ja, man sollte eine Affinität zu Sprache und Texten haben. Im Lektorat ist die Arbeit nun mal kleinteilig und präzise. Grundsätzlich sind für ein Praktikum der Elan und das Interesse, an unbekannte Aufgaben heranzugehen, wichtig. Man möchte ja dazulernen.
Erzähl doch mal von einem Buch, an dem du mitgearbeitet hast.
Lena: Ganz am Anfang meines Praktikums war das Lektorat bei E. A. Seemann intensiv mit den letzten Arbeiten zu ABGEFAHREN! beschäftigt. Ich durfte direkt mit in die Textarbeit einsteigen, also Korrekturlesen, das Layout prüfen, die Inhalte abchecken, Einheitlichkeit herstellen. Und dann nochmal und nochmal, bis alles (hoffentlich) perfekt war! Dabei habe ich total interessante Fakten über die verschiedensten Fahrzeuge aus der Menschheitsgeschichte gelernt. Das Buch stellt nämlich mehr als 50 Transportmittel vor, ganz knackig und mit tollen Illustrationen. Ich glaube, ich war noch nie in meinem Leben so gut über Dampfloks informiert …
Antonia: Ich habe an dem Bildband JOHN CRANKO – Tanzvisionär mitgearbeitet. John Cranko war Choreograf und hat das Stuttgarter Ballett weltberühmt gemacht. Ich kannte ihn schon vorher und daher mochte ich die Arbeit an diesem Buch. Die Texte sind sehr interessant und die großen schwarzweißen Fotos von vor 50, 60 Jahren sind auch besonders. Bei diesem Projekt war ich in der Endphase mit dabei; ich habe also an den Umbruchkorrekturen gearbeitet. Es wird insgesamt ein sehr schönes Buch und ich finde es cool, dass ich jetzt noch viel mehr über das Stuttgarter Ballett weiß. Die Faszination ist gestiegen 😀
Was nimmst du für dich aus dem Praktikum mit?
Lena: Die grundlegende Erkenntnis für mich ist, so banal das auch klingt, was eine Lektorin überhaupt alles macht. Natürlich hatte ich schon vor meinem Praktikum eine vage Vorstellung davon, aber abgesehen von der konkreten Textarbeit wusste ich nicht so genau, woraus der Lektoratsalltag eigentlich besteht. Dass ich das jetzt mehrere Wochen lang beobachten und selbst ausprobieren darf, zeigt mir, dass dieser Beruf in vielen Aspekten gut zu meinen Stärken passt. Und natürlich lerne ich in diesem Praktikum auch Einiges über mich – welche Aufgaben mir leichter oder schwerer fallen, woran ich wenig interessiert bin und was mir besonders Spaß macht.
Antonia: Genauso sehe ich das auch. Man bekommt einen Einblick in die Aufgaben des Lektorats. In meinem Fall bei Henschel habe ich zusätzlich noch die Bereiche Marketing und Vertrieb mitbekommen. Wenn man vor dem Praktikum noch wenig über das Verlagswesen wusste, dann erlebt man hier einen ganz guten Einblick und sammelt neues Wissen über die Buchbranche.
Du bist neugierig geworden? Dann guck gerne mal bei unseren aktuellen Ausschreibungen vorbei. Dort findest du alle wichtigen Informationen rund um die Praktika bei Seemann Henschel.