SUCHER, INDIVIDUALIST, WEGWEISER:
DER GROSSE EINZELGÄNGER DER MODERNE
Im Werk Karl Hofers (1878–1955) spiegelt sich sein von extremen Höhen und Tiefen geprägter Lebensweg sowie seine innere Zerrissenheit. Es gehört zu den umfangreichsten und facettenreichsten der deutschen Moderne. Anfänglich dem Klassizismus verschrieben, entwickelte sich Hofer mit Anklängen an Expressionismus und Neue Sachlichkeit zu einem der großen künstlerischen Einzelgänger des 20. Jahrhunderts. Das Buch ergründet diese Entwicklung und kontextualisiert die Themenschwerpunkte des Malers. Erstmals geht es in Gegenüberstellungen mit Künstler:innen aus Ost und West auch dem tiefgreifenden Einfluss nach, den Hofer bis in die Gegenwart hat.
- Hofers Bedeutung für die deutsche Kunst nach 1945
- reich bebilderter Überblick über die Schaffensphasen und Themen
- ein neuer Blick auf Leben und Werk des Ausnahmekünstlers
- edel ausgestatteter Katalog mit zahlreichen großformatigen Abbildungen
- mit drei Ausstellungsstationen in Mittel- und Süddeutschland: Halle (Saale), Achberg und Bietigheim-Bissingen
KRAFTVOLLE BILDER VOLL STILLER SCHÖNHEIT
Die Publikation stellt Hofers bedeutendes Werk, das von Figurendarstellungen über Stillleben bis zur Landschaftsmalerei reicht, in allen Schaffensphasen vor. Seine ständige Suche nach neuen Ausdrucksformen sowie die Wiederholung von bestimmten Motiven und das „Wiederschaffen“ von verlorenen Bildern kennzeichnet Hofers kraftvoll-karge, überaus vielschichtige Malerei. Beleuchtet werden insbesondere die Sprünge in Hofers Biografie, die sich in seiner Kunst unmittelbar niederschlagen und neue Perspektiven auf sein Werk ermöglichen. Das Buch widmet sich dem versteckten und symbolhaften Charakter vieler seiner Gemälde, in denen er auf politische und biografische Ereignisse reagierte, ohne sie direkt darzustellen. So spiegeln etwa seine Darstellungen von Rufern, Mahnern und Propheten eine tiefe innere Vorahnung. Thematisiert wird erstmals auch Hofers Reagieren und Agieren während der Herrschaft des Nationalsozialismus. Ein weiterer zentraler Aspekt ist die prominente Rolle des Künstlers in der sogenannten Formalismusdebatte, dem ideologisch geprägten Streit zwischen figurativer und abstrakter Kunst in den 1950er Jahren.
HISTORISCHE BEDEUTUNG UND FORTWÄHRENDE RELEVANZ
Daran anknüpfend geht das Buch der Bedeutung nach, die der in Westdeutschland erfolgreiche Maler nach 1945 für die Kunst im Osten Deutschlands hatte. Parallel im Osten und Westen der Republik orientierten sich Künstler:innen von der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts bis in die Gegenwart stilistisch oder motivisch am Œuvre Hofers. Sein Einfluss reicht von Willi Baumeister oder Ernst Wilhelm Nay zur Halleschen Schule mit Hofer-Protegé Herrmann Bachmann, Fritz Baust und Kurt Bunge bis zur Leipziger und Neuen Leipziger Schule mit Doris Ziegler und Neo Rauch und wird in zahlreichen Gegenüberstellungen greifbar.
Herausgegeben von Christian Philipsen, Thomas Bauer-Friedrich und Anke Dornbach. Mit Beiträgen von u.a. Thomas Bauer-Friedrich, Isabell Schenk-Weininger, Michael C. Maurer, Ilka Voermann, Doris Apell-Kölmel und Valerie Ender.